Seit mehr als einem Jahr sind die Ergebnisse der PCR-Tests ausschlaggebend für politische Maßnahmen, mit denen die Grundrechte der Bevölkerung immer mehr eingeschränkt werden. Epoch Times sprach am 28. März mit Professor Werner Bergholz. Er ist aktiv in der internationalen Normung und blickt zurück auf 20 Jahre Erfahrung in der industriellen Standardisierung und Normung. Er wurde am 28. Oktober 2020 als Einzelsachverständiger vor den Gesundheitsausschuss des Bundestages zu dem Thema „Covid-19-Teststrategie“ geladen. Damals warnte er die Parlamentarier über mögliche Fehler in der Datenerhebung und den Inzidenzwert als manipulierbare Größe.
Professor Bergholz zieht bezüglich der Notwendigkeit der Standardisierung eines PCR-Tests einen Vergleich zu einem Radargerät, das von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig abgenommen werden muss, wenn die Messwerte vor Gericht Bestand haben sollen. Ein Radargerät muss regelmäßig geeicht und der Toleranzbereich regelmäßig gemessen werden. „Bei einem Bußgeld wird ein Toleranzbereich von drei Kilometer pro Stunde von der Fahrgeschwindigkeit abgezogen," erklärt der Professor. Das sei die Messunsicherheit. Eigentlich, so schildert er weiter, sollte man meinen, dass für den PCR-Test das Gleiche gilt. Denn so ein Testergebnis habe ebenso gravierende Konsequenzen - für den Geldbeutel und im Extremfall sogar für die Freiheit.
Epoch Times: Wie sieht es mit der Standardisierung der PCR-Testungen im Bundesgebiet aus?
Werner Bergholz: Wir haben im Bundesgebiet über 200 Labore und jedes Labor hat sich einen eigenen Test „zusammengekocht“. Ein PCR-Test ist also im Grunde genommen nicht viel anderes als ein Kochrezept. Der PCR-Test ist eine chemische Reaktion. Ein Teststäbchen oder das, was darauf ist, wird in ein Röhrchen getan und erhitzt. Dann werden Reagenzien dazugegeben und die Temperatur wieder abgesenkt und so weiter. Diese Polymerase Kettenreaktion, kurz PCR, wird immer wieder in Zyklen durchgeführt, wenn es den gesuchten Krankheitserreger Coronavirus gibt, dann werden von seinem Genom, je nach Test, ein bis drei Ausschnitte („Genschnipsel“) gesucht. Etwa ein Prozent des „Fingerabdrucks“ wird dabei vom Virus „abgenommen“.
Wenn dieser Test unterschiedlich gemacht wird, kommen auch unterschiedliche Empfindlichkeiten raus. Also das ist nicht standardisiert.
ET: Meinten Sie mit ihrer Aussage "wenn es den gesuchten Coronavirus gibt", ob es das Virus überhaupt gibt oder ob es in der untersuchten Probe vorhanden ist?
Bergholz: Also die Korrelation zwischen dem Fingerabdruck, den man im PCR-Test nimmt und einem vorhandenen Virus – man kann im Elektronenmikroskop diese Stachel-Bälle sehen – ist noch nicht wirklich gezeigt. Also der Beweis, dass der Fingerabdruck wirklich zu den Stachel-Bällen gehört, ist nach wissenschaftlichen Kriterien jedenfalls nicht zweifelsfrei bewiesen. Mit anderen Worten: Es ist noch nicht klar, dass die Stachelbälle wirklich die Krankeitserreger von COVID-19 sind.
Jetzt nehmen wir erst einmal an, dass es bei den positiv Getesteten einen Krankheitserreger gibt, der zu den typischen Symptomen für COVID-19 passt – und diese Annahme ist beim momentanen Erkenntnisstand vernünftig. Trotzdem ist zu beanstanden: Der PCR-Test ist nicht standardisiert und nicht validiert. Das ist für mich schon erstaunlich.
Jedes Labor in Deutschland macht das beispielsweise mit der Anzahl der Verdopplungszyklen etwas anders. Der Datenunterschied, der sich daraus ergibt, ist enorm. 20 Verdopplungszyklen bedeuten, dass ich eine Verstärkung von einer Million eingeschaltet habe. Aus einem Schnipsel wurden eine Million! Wenn ich 30 Zyklen mache, das ist dieser ominöse CT-Wert, dann habe ich schon eine Milliarde; mache ich 40, habe ich eine Billion und so weiter.
Der Erfinder dieses Tests hat einmal gesagt: „Wenn ich den CT-Wert stark erhöhe, dann kann ich in jeder Person alles (also beliebige Genschnipsel) nachweisen." Denn irgendwann geraten diese chemischen Reaktionen aus dem Ruder, entweder grundsätzlich oder durch Verschleppung von den vorherigen Messungen. Das nennt man Kontamination, das ist ein ganz gravierendes Problem. Ich kenne jemanden, der jahrelang mit den PCR-Tests gearbeitet hat. Er hat mir gesagt: „Wir hatten drei Probleme: Kontamination, Kontamination, Kontamination."
ET: Wie schnell wäre es möglich, 200 Labore auf einen Standard zu bringen, um ein verlässliches standardisiertes Verfahren zu haben, sodass wir uns auch wirklich auf die Daten zu 100 Prozent verlassen können?
Bergholz: Ich gehe davon aus, dass Dringlichkeit besteht, sodass man das in ein bis zwei Monaten problemlos erledigen kann.
ET: Ein bis zwei Monate? Aber wir haben jetzt schon länger als 12 Monate mit der Pandemie hinter uns. Warum passiert das nicht?
Bergholz: Das würde ich auch gern wissen. Da müssen Sie Herrn Wieler und Herrn Spahn fragen, warum sie das nicht veranlassen. Es entstünden nicht einmal Kosten. Es gibt die sogenannten Ring-Versuche, auf die ich kurz eingehen will. Im April [2020] hat das RKI für jedes der über 200 Labore – ich glaube, es waren sogar insgesamt 300 Labore – drei Proben-Typen präpariert:
In Probe 1 war nichts drin; Probe 2 war mit dem richtigen Virus versetzt, also SARS-CoV-2, und in Probe 3 war ein anderer Coronavirus, also nicht SARS-CoV-2, enthalten. Es gibt viele Arten von Coronaviren. Die harmlosen verursachen Schnupfen, Husten und Heiserkeit. Sie sind seit den 60er Jahren nachgewiesen; wahrscheinlich hat es sie schon immer gegeben.
Und das Ergebnis dieser Ringversuche war: Bei Probe 1 lag die falsch-positive Testrate im Durchschnitt im April [2020] bei 1,4 Prozent. Das ist für solche Tests ziemlich gut. Wenn allerdings nur wenige Menschen infiziert sind, sind 80 Prozent der positiven Testergebnisse oder mehr falsch-positiv. Tatsächlich lag die Wahrscheinlichkeit, dass das Testergebnis falsch-positiv ist, im Sommer 2020 um die 80 bis 90 Prozent. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der ein positives Testergebnis erhalten hat, tatsächlich infiziert ist – der sogenannte positive Vorhersagewert (positiv predictiv value, PPV), lag in der Realität nur bei 10 bis 20 Prozent.
Bei Probe 2, also die mit SARS-CoV-2 versetzt waren, waren 99 Prozent positiv. Das ist ein richtig guter Wert; nur ein Prozent falsch-Negative. Viel besser geht es eigentlich nicht. Der Hammer ist das Ergebnis von Probe 3. Das falsche Coronavirus verursachte ungefähr siebeneinhalb Prozent falsch-positive Ergebnisse. Die Tests schlugen also auf die Probe an, obwohl nicht der richtige SARS-CoV-2 enthalten war.
ET: Wo kommen diese Zahlen her?
Bergholz: Vom Robert Koch-Institut offiziell. Diese Zahlen sind aber nur für den April [2020]. Es hat mittlerweile zwei weitere Ringversuche gegeben; davon sind die Zahlen unter Verschluss. Trotz Nachfragen sind diese nicht veröffentlicht worden.
ET: Wie Sie gerade sagten, besteht ein Problem der falsch-positiven Zahlen. Aber in den Medien werden diese Zahlen, die vom Robert Koch-Institut herausgegeben werden, gemeldet, ohne die Falsch-Positiv-Rate abzuziehen. Wie sind diese Zahlen dann zu bewerten?
Bergholz: Kommen wir noch einmal kurz zu unserem Radargerät zurück. Wir wissen von dem Radargerät, dass die Toleranz dort drei Kilometer pro Stunde beträgt. Von den Tests wissen wir die Falsch-Positiv-Rate nicht, weil jedes Labor die Auswertungen anders macht. Wenn ich die Untersuchungen im Labor A machen lasse, dann kommt vielleicht ein Prozent falsch-positive Ergebnisse raus. Im Labor B können das fünf Prozent sein. Daher kann man die Zahlen örtlich gar nicht miteinander vergleichen. Ich weiß noch nicht einmal, wo die Proben eigentlich hingeschickt werden. Das Bundesland Bayern kann Tests auch nach Baden-Württemberg schicken und umgekehrt.
Ich habe mal eines der großen Labore angeschrieben und nachgefragt: „Macht ihr eigentlich die normalen Tests, die in einem medizinischen Labor auch nach ISO-Norm zertifiziert sind?“ Keine Antwort! Was soll ich denn daraus schließen? Ich hatte ganz freundlich an die Qualitätsmanagerin des Labors geschrieben. Ich bekam keine Antwort und bin irritiert.
ET: Was können wir aus den aktuellen Coronazahlen, die im Fernsehen und in den Medien berichtet werden, schließen?
Bergholz: Nicht sehr viel. Laut den Vorgaben der WHO reicht ein positiver PCR-Test nicht, um jemanden als Infizierten wahrzunehmen. Positiv Getestete können nicht infiziert oder zumindest nicht infektiös sein und werden trotzdem als Infizierte gezählt.
Mancher Getesteter hat überhaupt nichts [keine Symptome]; das ist ein klassisch falsch-positives Ergebnis. Dann gibt es welche, die haben Schnupfen. Das hat aber auch nichts mit SARS-CoV-2 zu tun. Auch sie werden als Infizierte gezählt. Christian Drosten hat einmal gesagt: Da ist mal gerade so der Virus über die Schleimhaut gelaufen und in dem Moment wurde der Abstrich gemacht. Und weil diese Methode aus einem Molekülschnipsel eine Milliarde machen kann, wenn ich den CT-Wert von 40 oder noch höher nehme, dann finde ich es auch. Der Getestete ist aber nicht infektiös, hat keine Symptome, aber tatsächlich einmal Kontakt mit dem Virus gehabt.
Also diese Zahlen sind höchst unsicher. Ein positives Testergebnis kann bedeuten, dass der Getestete entweder etwas hat oder eben nicht. Mit anderen Worten, wie Beckenbauer einmal gesagt hat: „Nichts Genaues, weiß man nicht“ oder „Schauen wir mal, dann sehen wir schon“. Das ist ein sehr unbefriedigender Zustand, den wir da haben.
ET: Wie können wir dann mit einem unzureichenden PCR-Test eine Inzidenz zugrunde legen, an die für Bürger verpflichtende Maßnahmen gekoppelt werden?
Bergholz: Nehmen wir mal an, dass das trotz dieser mannigfaltigen Unzulänglichkeiten, die wir gerade diskutiert haben, eine so einigermaßen aussagefähige Zahl ist. Jetzt will ich daraus eine reine Messzahl ableiten und den Gesundheitszustand oder das Infektionsgeschehen bewerten. Dafür muss ich diese reinen Labordaten an die Wirklichkeit ankoppeln und eine Situationsanalyse erstellen und Maßnahmen ableiten. Deswegen ist die Inzidenzzahl definiert worden.
Die Inzidenz gibt an, wie viele Menschen von 100.000 in einer Woche infiziert sind. Dazu messe ich beispielsweise in sieben Tagen in einem Landkreis 100 Infizierte und der Landkreis hat vielleicht 200.000 Einwohner. Dann komme ich auf eine Inzidenz von 50, also die Hälfte, weil dort 200.000 Leute wohnen. Das ist aber falsch. Diese Inzidenz ist physikalisch, statistisch und messtechnisch Blödsinn, weil es eine elementare Regel gibt: Ich muss das Ergebnis der Stichprobe auf die Größe der Stichprobe beziehen und nicht auf eine willkürliche Zahl von Hunderttausend. Die hat damit überhaupt nichts zu tun.
Das beste Beispiel, warum man das so machen muss, sind die Wahlen. Wenn ich eine Wahl wie jetzt in Baden-Württemberg hatte, sage ich meinetwegen nicht, dass die CDU 1,5 Millionen Wählerstimmen hatte und deswegen pro Wähler pro hunderttausend Wählerstimmen einen Parlamentssitz erhält. Da rechnet man den Prozentsatz der abgegebenen Stimmen aus. Die Stichprobe in dem Fall ist – sagen wir mal – typischerweise 60 bis 65 Prozent.
Kein Mensch würde auf den Gedanken kommen, dass ich die Parlamentssitze auf der Basis der absoluten Anzahl der abgegebenen Stimmen vergebe, sondern das muss ich auf die Stichprobe beziehen. Und wenn die Wahlbeteiligung 30 Prozent war, wie es für Kommunalwahlen üblich ist, gilt das gleiche Verfahren. In jeder Messtechnik muss man, wenn ich die Stichprobe nehme, das Ergebnis auf die Stichprobengröße beziehen. Das tut man hier nicht und das ist grob falsch. Das ist im Grunde genommen eine Hausnummer.
Die Gesamtanzahl der durchgeführten Tests ist auch mit einer Unsicherheit behaftet. Die krankenhausinternen Labore müssen nicht ihre gesamte Anzahl von Tests weitermelden, sondern nur die Medizinlabore. Das heißt, die wirkliche Zahl der Tests ist noch höher; wir wissen nur nicht wie viel.
Ich hab bei unserem Gesundheitsamt in unserem Landkreis einmal nachgefragt. Dort konnte man mir nicht sagen, wie viele Tests insgesamt für den Landkreis genommen wurden. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass der Landkreis Berchtesgadener Land viermal so viel testet wie im Bundesdurchschnitt.
Deshalb lag dort vor Kurzem die Inzidenz bei etwa 80. Wenn man korrekt ist, muss das Ergebnis auf die Stichprobengröße reduziert werden. Wenn man die Zahlen mit dem Rest des Landes vergleichen will, muss man im Landkreis Berchtesgadener Land den damaligen Wert von 80 vierteln. Das wären dann 20 - das macht man aber nicht.
Um noch einmal zu dieser Analogie mit dem Radargerät zurückzukommen: Ich hab an dem Radargerät einen Knopf, den ich verstellen kann. Wenn jemand 40 gefahren ist und das nicht gefällt, dann drehe ich ein bisschen und dann kommt 80 raus. Wenn ein Landrat sagt: „Also diese Maßnahmen, die müssen wir verschärfen. Das sagt mir mein Bauchgefühl“, testen wir einfach doppelt so viel und dann haben wir auch die doppelte Anzahl – vielleicht ein paar weniger oder ein paar mehr, das ist alles mit statistischer Unsicherheit behaftet – und dann können wir machen, was wir wollen.
Ich habe auch schon das Umgekehrte gehört aus dem Umfeld eines Landrats. Der sagte: „Also eine Inzidenz über 100 wollen wir jetzt nicht mehr haben. Jetzt testen wir einfach weniger.“ Das ist manipulativ und nicht nachvollziehbar, das geht doch nicht. Das ist keine Wissenschaft. Das ist noch nicht einmal eine seriöse Messtechnik. Da kann sich jeder fragen: Was soll das eigentlich? Warum macht man das nicht ordentlich?
Der Prozentsatz positiv Getesteter, das wäre eine vernünftige Messgröße. Und wenn man sich jetzt unbedingt auf 100.000 Einwohner beziehen will, kann man das natürlich dann auch machen, aber das wäre die richtige aussagekräftige Inzidenzzahl.
Es kommt darauf an, wie ich meine Stichprobe ermittle. Ich kann schauen, wer eigentlich Symptome hat und den teste ich. Dann habe ich sicher eine höhere Positivrate, als wenn ich sozusagen ins Blaue hinein teste, wie es jetzt für die Schulen geplant ist. Beim Testen von Symptomlosen, die noch nicht einmal Kontaktpersonen sind, bekomme ich sicher eine geringere Positivrate. Und wenn ich diese unterschiedlichen Stichproben mische, dann weiß ich überhaupt nichts mehr.
ET: Sie bemängeln jetzt ganz signifikante Punkte dieser Testung und auch das gesamten Erhebungsverfahrens der Zahlen, die wiederum unseren Maßnahmen zugrunde liegen. Warum wird es dann nicht von den zuständigen Stellen in besserer Art und Weise gemacht? Ist das Unwissenheit oder Unfähigkeit (…)? Wäre es nicht grundsätzlich möglich, die Zahl sämtlicher Test-Durchführungen zu erheben?
Bergholz: Das wäre nicht nur möglich, sondern ganz einfach und verpflichtend. Wenn ich diese elementare Zahl, die ich brauche, um das Ergebnis zu bewerten, nicht habe, dann habe ich kein gesichertes Ergebnis. Wenn man es jetzt ganz streng sieht, und ich bin ja in der internationalen Normung und wäre normalerweise sehr streng, dann ist das ein Kardinalfehler. Warum die Labore nicht nur die Anzahl der positiv Getesteten, sondern auch die Gesamtzahl der Tests an die jeweiligen Gesundheitsämter liefern, erschließt sich mir überhaupt nicht.
Ich war am 28. Oktober im Gesundheitsausschuss im Bundestag. Da habe ich das mit den Inzidenzwerten genau erklärt. Ich habe zu den Parlamentariern gesagt: Diese Inzidenz ist nicht besser als irgendeine Hausnummer, die ich zufällig auswürfele. Sie ist manipulativ. An meinem Radargerät habe ich einen Knopf, mit dem ich das manipulieren kann und das ist nicht nachvollziehbar, intransparent. Das ist der Supergau für eine Westtechnik.
ET: Seit Ihrer Aussage im Gesundheitsausschuss ist schon einige Zeit vergangen. Haben Sie eine Rückmeldung bekommen?
Bergholz: Nein, keine. Bevor die Novelle des Infektionsschutzgesetzes am 18. November verabschiedet wurde, habe ich zusammen mit einem Heilpraktiker aus Hannover jeden einzelnen Bundestagsabgeordneten angeschrieben und auf meine schriftliche Aussage hingewiesen. Ich habe sie gebeten, sich das anzuschauen und zu überlegen, ob sie auf dieser Basis dem Infektionsschutzgesetz immer noch zustimmen können.
Es war dann so, dass alleine von der CDU/ CSU acht Abgeordnete dagegen gestimmt haben. Ich bin jetzt nicht so optimistisch, dass das aufgrund unserer Intervention war. Aber ich muss sagen, dass aus meinem Landkreis Osterholz-Verden unser CDU-Bundestagsabgeordneter auch dagegen gestimmt hat, Herr Mattfeldt. Das rechne ich ihm hoch an, das ist doch die notwendige Konsequenz. Unser Gesundheitsminister und der Chef vom RKI hatten meine Bewertung garantiert auch vorliegen.
Die Parlamentarier hatten schon ein bisschen dumm geguckt, als ich am 28. Oktober meine Ausführungen im Gesundheitsausschuss vorgetragen habe. Also muss das irgendeinen Eindruck hinterlassen haben. Aber Konsequenzen hat es bis jetzt nicht gegeben.
ET: Was ziehen Sie daraus, dass Ihre Beratung im Bundestag nicht ernst genommen wurde?
Bergholz: Wenn man sagt: „Das ist alles nicht so stichhaltig, was der Bergholz da vorgetragen hat“, hätte ich erwartet, dass man mit mir in Kontakt tritt und sagt: „Na, hören Sie mal, wir haben die und die Argumente. Bleiben Sie immer noch bei ihrer Meinung?“ oder „Vielen Dank für die Informationen, aber wir sehen das anders und vielleicht können wir einmal in einer detaillierten Diskussionen klären, ob Sie recht haben oder wir“. Das ist nicht passiert.
Aber ich würde gerne auf diese Schnelltests zu sprechen kommen. Das ist für mich – da muss ich mich zusammennehmen, um sachlich zu bleiben – absolut nicht die richtige Maßnahme, ich würde es gerne krasser ausdrücken. Diese Schnelltests sind in der Spezifität in der Praxis deutlich weniger spezifisch als die PCR-Tests; also ist die Falsch-Positiv-Rate höher.
Abgesehen davon sollen die Tests von Laien in einer nicht sterilen Umgebung gemacht werden. Das erhöht die Falsch-Positiv-Rate. Das ist schlimm genug. Es ist vorhersehbar, dass sich die Zahl der falsch-positiven Ergebnisse erhöht, selbst wenn noch ein PCR-Test nachgeschaltet wird. Nach meiner Schätzung wird die Zahl mindestens um Faktor zwei hochgehen – je nachdem, wie intensiv man die Schnelltests durchführt.
Wenn man annimmt, dass es noch eine signifikante Anzahl von wirklichen Infektionen gibt und testet, besteht die Gefahr, dass viele Infektionen übersehen werden. Das ist noch viel schlimmer.
Das beste Beispiel war Südtirol. Ich glaube im Dezember haben sie 80 Prozent der Bevölkerung an einem Wochenende durchgetestet. Von den 400.000 Getesteten waren 3.000 positiv; alle kamen sofort in Quarantäne. Die Hoffnung war, dass die Welle sozusagen gebrochen ist, um in dem Bild zu bleiben. Diese ist dann auch für eine kurze Zeit ein bisschen zurückgegangen. Dann aber war wieder das alte Leiden da. Die einzige plausible Erklärung, warum das nicht gut funktioniert hat, ist, dass sie zu viele Infektionen wegen der falsch-negative Ergebnisse übersehen haben.
Wenn wir tatsächlich in den Schulen ein Problem haben, dann nützen die Schnelltests gar nichts, sondern macht nur unnötig falsch-negative Ergebnisse. Dazu möchte ich noch auf eine Untersuchung der Ludwig-Maximilian-Universität zu sprechen kommen – einer sehr gut gemachten Studie. Sie haben es geschafft, diese ganzen Unzulänglichkeiten des Tests durch eine sehr raffinierte Auswertung zu kompensieren und kamen auf ein absolut eindeutiges Ergebnis: Kinder und Jugendliche spielen keine Rolle. Wenn man das ignoriert, dann finde ich das schon bemerkenswert.
Ich hab jetzt lauter Fakten genannt. Jeder soll sich selbst ein Bild machen.
ET: Vielen Dank für das Interview.
Bergholz: Es war mir ein Vergnügen. Und wenn ich dazu beigetragen habe, dass viele Leute nicht nur nachdenken, sondern auch zum Ergebnis kommen, wie man es eigentlich besser machen sollte, dann hab ich etwas erreicht.
Das Interview führte Alexander Zwieschowski.
Das Interview wurde zum besseren Verständnis redaktionell bearbeitet und gekürzt.
Hier gibt es die schriftliche Stellungnahme von Professor Bergholz an den Gesundheitsausschuss vom 26. Oktober 2020. Eine aktuelle Stellungnahme zu den beabsichtigten Änderungen im Infektionsschutzgesetz wurde dem Gesundheitsausschuss nach Aussage des Professors am 15. April übermittelt.
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